Neben PSW-Führungskräften und Mitarbeitern haben auch Innovatoren anderer Unternehmen aus der Region an dem Workshop im brigk-Gründerzentrum teilgenommen, um die Methoden zu erlernen. Gemeinsam mit Geschäftsführerin Christiane Friedemann und den Innovationsexperten von PSW hat Institutsmitarbeiterin Simone Lombard den Workshop veranstaltet. Im Interview spricht die Wirtschaftspsychologin über ihre Eindrücke aus dem Workshop. Zudem schildert sie die Sicht des Zukunftsinstituts auf die aktuellen Herausforderungen der Automobilbranche und welche Eigenschaften in diesem Umfeld besonders wichtig sind.
Die eigene Kreativität und Innovationskraft voll ausschöpfen? Im Team schneller zum Ziel kommen? Klingt gut? Das hat sich unsere Innovationsabteilung auch gedacht und vor kurzem ein Seminar zum Thema Liberating Structures gemeinsam mit der Zukunftsinstitut Workshop GmbH veranstaltet. Liberating Structures beschreibt eine Auswahl an Mikromethoden, um Gruppenarbeit effizienter zu gestalten und jedem in Team miteinzubeziehen. So sollen vorhandene Potentiale voll ausgeschöpft werden
Redaktion: Innovationen und frische Ideen sind in der Automobilbranche gefragter denn je, um den immer komplexer werdenden Anforderungen in der Entwicklung gerecht zu werden. Was muss ein Unternehmen mitbringen, um den Umbruch als Chance zu nutzen?
Simone Lombard: Das Mobilitätsverständnis befindet sich derzeit in einem massiven Umbruch. Auch andere Treiber wie Urbanisierung und das Aufkommen neuer Technologien sind wesentliche Faktoren, die diesen Umbruch antreiben. Zudem dringen neue und junge Unternehmen in den Markt, die etablierte Firmen vor Herausforderungen stellen. Aber in der Automobilbranche können gerade die deutschen Hersteller auf viele Jahrzehnte Erfahrung zurückblicken. Diese Erfahrung ist in Umbruchsituationen sehr wertvoll, weil sie einem hilft, den richtigen Weg zu finden. Man muss nur den Mut haben, auf seine Intuition zu hören. Und noch wichtiger: neugierig bleiben und Neues ausprobieren! Aufbauend auf dieser Erfahrung muss man sich weiterentwickeln.
Welche Eigenschaften spielen in so einem Umfeld sonst noch eine wichtige Rolle?
Flexibilität und die Fähigkeit zur Transformation sind essenziell. Manche Trendthemen gehen zwar gerne mal vorüber, aber diese beiden Themen haben eines gemeinsam: es geht um stetige Veränderung. Und die wird uns sicherlich dauerhaft begleiten. Die Fähigkeit von Unternehmen, mit diesem andauernden Veränderungsprozess umgehen zu können, wird erfolgsentscheidend sein. Aber es ist wichtig, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter bei diesem Prozess unterstützen. Denn nur, wenn die Mitarbeiter sich bewusst für die Veränderung entscheiden und sich darauf einlassen, wird es funktionieren. Aber so wie ich PSW kennengelernt habe, ist das Unternehmen auf einem ganz guten Weg. Beim Workshop waren alle bemerkenswert neugierig und offen, sodass es mir und meiner Kollegin und Geschäftsführerin Christiane Friedemann sehr viel Spaß gemacht hat, die verschiedenen Methoden vorzustellen.
Was genau kann man sich unter den Methoden zu Liberating Structures vorstellen?
Dabei handelt sich um ein Set von aktuell 33 Methoden, die Ansätze bieten sollen, um die Kommunikation in Teams zu strukturieren und zu verbessern. Es geht vor allem darum, dass alle ihre Ideen einbringen. Die Methoden sind so aufgebaut, dass man mit einem lockeren Austausch beginnt, der sich langsam steigert, sodass sich nach und nach jeder traut in die Gespräche einzusteigen. Gerade zurückhaltende Personen werden besser in die Diskussionen integriert. So wird das kreative Potential der Teams voll ausgeschöpft und die Diversität kommt zur Geltung. Auf diese Weise entstehen oftmals ganz neue Ideen, weil eben nicht die fünf reden, die sich immer zu Wort melden.
Wie hast du den Workshop erlebt und gibt es Momente, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind?
Der Mix aus PSW-Führungskräften, Mitarbeitern und Teilnehmern anderer Firmen war wirklich hervorragend. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die Situation, als wir die Methode „Troika Consulting“ ausprobiert haben. Bei dieser Methode schildert eine Person zwei anderen ihr Problem. Daraufhin beraten sich die beiden über mögliche Lösungen, aber die dritte Person darf nichts sagen. Damit soll der Ideenfluss der beiden nicht unterbrochen werden, weil der Dritte in solchen Situationen gerne mal sagt „das haben wir halt schon immer so gemacht“. Bei dieser Methode haben die Teilnehmer wirklich ernsthafte berufliche Herausforderungen diskutiert, obwohl sie sich kaum kannten. Dieser intensive Austausch war ein tolles Erlebnis für mich. Durch die heterogene Gestaltung der Gruppen hat jeder der Teilnehmer von der Erfahrung des anderen profitiert.
Stimmen der Teilnehmer
Saskia Brintrup, Sonax: „Durch die ungezwungene Atmosphäre und die Übungen zu den Liberating Structures kam man automatisch mit vielen anderen Teilnehmern ins Gespräch. Ein solcher unternehmensübergreifender Austausch war natürlich – zusätzlich zu den gelernten Inhalten – sehr interessant. Über die Liberating Structures etwas zu lesen und sie tatsächlich durchzuführen, sind zwei völlig verschiedene Dinge. Erst durch das Ausprobieren wird deutlich, wie die Structures z. B. in Meetings helfen können.“
Gina Rosenzweig, PSW: „Das Thema hat mich besonders gereizt, da ich das Gefühl habe, dass sich PSW gerade an vielen Ecken in Aufbruchsstimmung befindet. Persönlich konnte ich einige positive Punkte mitnehmen. Allem voran, dass ich mich gerne tiefer mit Zusammenarbeitsmodellen von Morgen beschäftigen möchte. Um das Thema ins Unternehmen zu tragen, habe ich ein kleines Experiment gestartet, ob und wie Liberating Structures im Team angenommen und akzeptiert werden können. Mit den ersten Erkenntnissen gehe ich nun in eine abteilungsweite Themensammlung und versuche für die gemeldeten Themen passende Mikrostrukturen zu finden und diese im Team zu testen.“