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2021 / Mit voller Spannung voraus

Im Team auf großer Tour

    PSW hat mit dem Audi e-tron GT Projekt einen enormen Hub gemacht und viele wichtige Kompetenzen aufgebaut. Die Zusammenarbeit war hervorragend: Mit viel Engagement und Liebe fürs Detail haben wir gemeinsam ein großartiges Fahrzeug auf die Straße gebracht.

    Dennis Schmitz Technischer Leiter e-tron GT, AUDI AG

    „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ – das wusste der Universalgelehrte Aristoteles schon vor mehr als 2.000 Jahren. Die zeitlose Erkenntnis gilt erst recht für die Gesamtfahrzeugerprobung des Audi e-tron GT. Die Erwartungen waren groß und wurden doch übertroffen: Denn heraus kam ein atemberaubendes Auto, ein Audi durch und durch, in dem akribische Arbeit, intensives Tüfteln und jede Menge Herzblut stecken.

    Ohne Know-how kein Wow: Ein ebenso starkes wie schlankes PSW-Team führte unter der Leitung von Audi zahlreiche Erprobungen durch – von der Breitenerprobung über internationale Tests und Verladeversuche bis hin zu den erfolgreichen Abnahmefahrten. Die Basis dafür: Ein umfangreicher Zielwertkatalog mit hunderten von Prüfpunkten.

    Breitenerprobung - Frank Sauer

    Wenn man den Audi e-tron GT heute draußen unterwegs sieht, da gehen am Straßenrand schon mal die Daumen begeisterter Passanten hoch – das Auto ist spitzenmäßig geworden und ich bin stolz, Teil dieses Teams zu sein.

    Frank Sauer Verifikation Gesamtfahrzeug

    Frank Sauers Job war es, Antworten zu finden: Ist das Gesamtsystem entsprechend den Vorgaben von Audi richtig gebaut? Erfüllt die Software im Verbund alle Anforderungen? Ist wirklich alles auf Herz und Nieren geprüft? Als erfahrener Maschinenbauingenieur, der aus der Konstruktion und Entwicklung kommt, weiß er, worauf es ankommt – und wie man die Komplexität eines solchen Projekts beherrscht. „Wir haben in der Breitenerprobung bis zu sieben Fahrzeuge im Schichtdienst getestet, nahezu rund um die Uhr, insgesamt dabei mehr als 180.000 Kilometer zurückgelegt. Klimaanlage, Infotainment, Head-up-Display, Navigation, Multifunktionslenkrad – hier muss einfach alles in bewährter Audi Qualität funktionieren.

    Dazu definiere ich bei Projektbeginn Laufzeiten für die einzelnen Systemtests – da braucht es das richtige Händchen, eine Art Empathie für das Gesamtsystem." Und wie beschreibt er dabei seine eigenen Erfahrungen? „Eine steile Entwicklungskurve!“, lacht Frank Sauer, „Vor allem zu Beginn. Wir mussten uns in kürzester Zeit jede Menge Know-how draufschaffen." Also ein Stückweit Pionierarbeit? „Allerdings! Teil dieses Projekts gewesen zu sein, war für jeden von uns eine großartige Erfahrung.“

    Der Audi e-tron GT wurde auch unter kalten Extrembedingungen getestet. Foto: © Audi Media Center

    Internationale Erprobung - Vanessa Strasser

    Wer den Weg gemeinsam geht, kommt auch gemeinsam ins Ziel: Das war eine tolle Teamleistung der Audi Fachbereiche, PSW und der involvierten Dienstleister!

    Vanessa Strasser Entwicklung Gesamtfahrzeug

    Vanessa Strasser hatte schon immer Freude am Handwerklichen, am Gestalten, Erschaffen. Seit 2012 ist die Mechatronikerin und Maschinenbautechnikerin bei PSW an Bord. Frau Strasser, Ihr Aufgabengebiet beim Audi e-tron GT? „Das war vielfältig und abwechslungsreich. Neben der internationalen Erprobung war ich auch mit Gewichtsmanagement und anderen Aspekten befasst.“ Warum sind internationale Erprobungen so wichtig? „Das Fahrzeug muss optimal auf alle Märkte vorbereitet werden. Zwei besonders wichtige Märkte sind China und die USA. Da gibt es unterschiedliche Anzeigen, andere Apps und Onlinedienste, andere Bauteile, andere Ladeprozesse, andere Main Units. Funktioniert das remote-Öffnen von Garagentoren?

    Was verändert sich in extremen Klimazonen oder Höhen? Passt der Milchshake in den Cupholder? All das und noch vieles mehr müssen wir präzise testen und erfassen. Hinzu kommen die Zeitzonen: morgens China, abends USA, da sind zig Bälle gleichzeitig in der Luft.“ War’s denn mal besonders knifflig? Vanessa Strasser lacht: „Allerdings! Es gab so einige Tücken, aber wir haben alle gemeinsam mit den Audi Fachbereichen angepackt – und dann entsteht daraus richtig viel Know-how.“ Das Projekt für Sie in einem Satz, Frau Strasser? „Wachstum! Fürs Team, für PSW und auch für mich persönlich.“

    Verladeversuche - Alexander Binder

    In der Gesamtfahrzeugerprobung müssen wir alles unter realen Bedingungen absichern. Dafür fahre ich dann auch schon mal im Audi e-tron GT mit 30 Stundenkilometern über eine Schiffsrampe.

    Alexander Binder Teilprojektleiter

    Bei Verladungen steckt der Teufel im Detail. Wirtschaftsingenieur Alexander Binder kann ein Lied davon singen: „Wie kommt der e-tron GT am besten in die Audi-Zielmärkte in aller Welt? Was geht wie per Schiff, Bahn oder Autotransporter? Wir waren schnell ein eingeschworenes Team, der Spirit hat von Anfang an gestimmt!“ Die Herausforderungen gaben sich dabei die Klinke in die Hand: Zum Beispiel hat der Audi e-tron GT aufgrund seines sportlichen Charakters eine geringe Bodenfreiheit, deshalb darf der Auffahrwinkel einer Rampe nicht mehr als 12 Grad betragen, um eine optimale Verladung zu gewährleisten.

    „Unser Projektteam hat hier und bei anderen Fragen schnell und effizient Erkenntnisse gewonnen. Als es zum Beispiel auf das gewaltige Schiff in Emden ging, das bis zu 7.000 Fahrzeuge gleichzeitig nach Übersee bringt, mussten wir zusehen, wie wir den Audi e-tron GT optimal verzurren können. Hier wurden wir auch von Audi unterstützt, insbesondere von den Spezialisten aus der Produktion.“ Ihr Fazit, Herr Binder? „Großartige Erfahrung, agiles Projekt, viel Selbstverantwortung, ein super Team – das macht Lust auf mehr!“

    Interview ohne Worte

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    Frank Sauer

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    Vanessa Strasser

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    Alexander Binder

    Abnahmefahrten - Gerald Lang

    Wir haben auf der grünen Wiese angefangen. Strukturen geschaffen, Prozesse aufgesetzt, Verantwortungen definiert, Stabilität gewonnen, die richtigen Menschen zusammengebracht. So wurde aus dem Pflänzchen ein Baum!

    Gerald Lang Entwicklung Gesamtfahrzeug

    Gerald Lang ist Elektronikfachmann mit jahrzehntelanger Expertise im Bordnetz. Kein Wunder, dass er sich auskennt, wenn es darum geht, Komplexes zu entwirren und performanter zu machen. Was treibt ihn dabei an? „Ich will Prozesse schaffen, mit denen alles läuft, Freiräume ermöglichen. Das war gerade in Corona-Zeiten schwierig, schließlich lebt ein solches Projekt vom intensiven Austausch. Aber alle im Team haben die Herausforderung sofort angenommen und bewundernswert an einem Strang gezogen.“ Zu seinem Arbeitsgebiet gehören die Beurteilungs- und Abnahmefahrten:

    „Es gibt eine Kaskade an Fahrten, um strukturierte Fahrbeurteilungen zu erhalten. Das beginnt bei den ersten Technikträgern und steigert sich in der Vorserienphase auf etwa 50 Abnahmefahrten. Das wichtigste: Sehen, hören, fühlen – und beurteilen! Fühlt sich alles wie Audi an? Funktioniert alles wie Audi? Klingt alles wie Audi? Es ist toll, wenn man das Fahrzeug über seinen Werdegang begleitet und dann abgenommen vor sich sieht.“ Mit einem Zwinkern fügt Gerald Lang hinzu: „Und wenn man dann morgens beim Blick in die Zeitung sieht, dass die Spieler des FC Bayern München begeistert ihren ersten Audi e-tron GT abholen, das ist schon was …“

    Leitung Gesamtfahrzeugentwicklung - Stefan Wolpert

    Die Faszination war von Anfang an da. Und die Begeisterung im Team wuchs weiter, je sichtbarer das Fahrzeug wurde. Zum Schluss, nach der letzten Abnahmefahrt, dann dieses Wahnsinnsgefühl: Boah, echt, daran warst du beteiligt …

    Stefan Wolpert Leiter Gesamtfahrzeugentwicklung

    Im Dezember 2018 ging es für den Wirtschaftsingenieur Stefan Wolpert von Audi zu PSW. Dass mit dem Audi e-tron GT eine wahrhaft elektrisierende Aufgabe vorauslag, war damals schon klar. „Insgesamt ist das genau mein Ding: Etwas planen, steuern, entwickeln, gestalten. Wir haben das Projekt gemeinsam mit Audi aufgesetzt, und die erste Aufgabe bestand erstmal darin, eine Strategie zu schreiben. Was brauchen wir? Und wen brauchen wir? Was wissen wir und was nicht? So viele Fragen, da blieb gar keine Zeit für Zweifel oder Nervosität. Und schnell war auch klar, dass das wachsende Team wunderbar miteinander harmoniert.“

    Solch ein Projekt hat doch ohnehin eine ganz eigene Dynamik, oder? Wolpert lacht und nickt: „Die Aufgabe war komplex: Komposition der Bauteile, Akustik, Dynamik, Charakter, Infotainment und vieles mehr. Aber wir haben uns gesagt: Loslegen und machen!“ Und wie geht es jetzt weiter? „Das Gelernte wollen wir nachhaltig für uns sichern und unser schlagkräftiges Netzwerk weiter ausbauen – die nächsten anspruchsvollen Aufgaben sind ja schon da!“

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    Auf Erprobungsfahrt