Herr Dr. Widmann, wie sieht für Sie der ideale Entwicklungsdienstleister (EDL) aus?
Dr. Widmann: Grundsätzlich muss er unsere Entwicklungsstandards anwenden, verlässlich und effizient sein und über ein hohes technisches Knowhow verfügen.
Sind die Partner von Audi austauschbar?
Dr. Widmann: Die meisten EDL fokussieren sich auf technische Spezialfelder, wie zum Beispiel Software, Fahrzeugsicherheit oder Karosserie. Jedoch beobachten wir derzeit, dass sich einzelne EDL zunehmend ein eigenständiges hochspezialisiertes Profil erarbeiten. In diesem Umfeld nimmt die PSW eine besondere Rolle ein. Sie ist kein EDL, sondern einer der Entwicklungspartner in unserem Beteiligungsnetzwerk, der seine Fähigkeiten schon stark weiterentwickelt hat und aktuell an der strategischen Ausrichtung massiv arbeitet.
Audi verfügt über ein breites Netzwerk an Beteiligungen, um gemeinsam mit seinen Partnern die Mobilität der Zukunft zu gestalten. Im Interview sprechen Dr. Ulrich Widmann, Leiter der Aufbauentwicklung bei Audi, und Andreas Fidorra, Geschäftsführer Entwicklung bei PSW, darüber, welche Rolle PSW darin einnimmt.
Was für Fähigkeiten benötigt Audi von seinen Partnern?
Dr. Widmann: Bei zukünftigen Baureihen wird Audi nach wie vor die Verantwortung für die Definitions-und Konzeptphase übernehmen. Die Serien- und Derivatentwicklung werden wir aber immer häufiger nach draußen vergeben – sofern wir Partner haben, die eben hierzu in der Lage sind. Sie müssen die technische Kompetenz besitzen und bereit sein, die Verantwortung zu übernehmen.
Herr Fidorra, ist PSW schon so weit?
Andreas Fidorra: Wir unternehmen gerade eine enorme Transformationsanstrengung und stellen uns als eigenständiger Derivatentwickler in den Premiumbaureihen auf. Wir verfügen heute über ein Projektmanagement und eine Matrixstruktur, die uns erlaubt, Entwicklungsprojekte effizient zu steuern. Wir haben gezielt Knowhow aufgebaut, zum Beispiel in den Bereichen Simulation, Mechatronik, Elektronik und Fahrzeugsicherheit. Die Erfahrungen, die wir zusammen mit unseren Partnern machen, helfen uns Knowhow-Lücken zu identifizieren und gezielt die notwendigen Kompetenzen und Kapazitäten aufzubauen, damit wir für Folgeprojekte optimal aufgestellt sind.
Herr Dr. Widmann, wie könnte die Zusammenarbeit bei zukünftigen Projekten aussehen?
Dr. Widmann: Mit den umfangreichen Kompetenzen sehen wir die PSW als einen unserer strategischen Partner. Wir sind derzeit zum Beispiel an der Ausgestaltung, wie Audi und PSW bei der Entwicklung der neuen Fahrzeugplattform PPE (Premium-Platform-Electric) zusammenarbeiten könnten.
Mit den umfangreichen Kompetenzen sehen wir die PSW als einen unserer strategischen Partner
Was für Anforderungen gehen mit der Rolle des strategischen Partners einher?
Dr. Widmann: Der strategische Partner steuert die Entwicklung sowohl im eigenen Haus als auch bei seinen Zulieferern. Dafür muss er die nötigen Managementfähigkeiten mitbringen. Er muss Projekte, Prozesse und Verantwortlichkeiten definieren, und er muss die Prozesse überwachen. Mindestens genauso wichtig ist aber, dass der Partner, und das heißt: alle, die dort arbeiten, Lust auf das gemeinsame Projekt haben. Wir brauchen Leidenschaft, bei Audi und bei PSW!
Herr Fidorra, hat PSW diese Leidenschaft und die Fähigkeiten?
Andreas Fidorra: Definitiv! Mit der gemeinsamen Entwicklung des neuen Audi Q8 hat PSW seine Fähigkeiten unter Beweis gestellt. Und wir freuen uns darauf, zusammen mit Audi neue Fahrzeuge und Plattformen der Zukunft zu entwickeln.