Geschäftsführerinterview

Im Partnernetzwerk zum Erfolg

Connectivity, autonomes Fahren, Elektromobilität: Die Herausforderungen in der Fahrzeugentwicklung sind vielfältig. Das betrifft aber nicht nur OEMs. Eng mit ihnen verbunden sind mittelständische Entwicklungspartner. Sie sind ein wichtiger Bestandteil der Branche, um in einem partnerschaftlichen Netzwerk die zunehmende Komplexität in der Entwicklung abbilden zu können.

Im Interview sprechen der Vorsitzende der PSW-Geschäftsführung Silvio Schindler und der ASTech Geschäftsführer Claus Blattner über den Wandel der Branche, die CES 2019 und die Bedeutung von Partnerschaften.

Redaktion: Das Interesse an Motorleistung sinkt, Bits and Bytes und Nachhaltigkeit rücken in den Fokus. Dieser technologische Umbruch stellt die Automobilbranche vor große Herausforderungen. Was bedeutet das für Entwicklungspartner wie die ASTech und PSW?

Claus Blattner: Nicht nur die Automobilbranche befindet sich im Umbruch. Das gilt für die gesamte Industrie. Aber speziell im Automotive-Bereich erleben wir derzeit rasante Veränderungen. Da Schritt zu halten, ist eine enorme Herausforderung. In diesem volatilen Umfeld fällt es aber mittelständischen Unternehmen leichter sich auszurichten, weil sie kleiner sind und damit schneller auf Schwankungen im Markt reagieren können.

Silvio Schindler: OEMs werden einen Großteil ihrer Kapazitäten benötigen, um die zunehmende Vielfalt an Themen und die hohe Komplexität in der Entwicklung zu bewältigen. Durch die hohen Investitionen, die OEMs vor der Brust haben, steigt zudem der Kostendruck. Das strahlt natürlich auf uns ab. Wir müssen unsere Kosten ebenfalls im Griff behalten. Das werden wir schaffen und damit von dieser Entwicklung profitieren, weil OEMs größere Pakete nach draußen vergeben. Dafür brauchen sie Technologiespezialisten wie die ASTech und Derivateentwickler wie PSW. Umso wichtiger ist es, dass sich die Partner untereinander vernetzen und auch neue Partnerschaften eingehen. PSW und die ASTech arbeiten schon länger zusammen und die CES 2019 haben Claus und ich zum Anlass genommen, uns dort zu treffen, um uns gemeinsam die Highlights anzusehen.

ASTech-Geschäftsführer Claus Blattner und Silvio Schindler, Vorsitzender der PSW-Geschäftsführung
Vielzahl an neuen Technologien und hohe Komplexität: Partnerschaften werden immer wichtiger.

Welche Highlights sind besonders in Erinnerung geblieben?

Claus Blattner: Die Intelligenz, die in den gezeigten Fahrzeugen steckt, war beeindruckend. Und da gibt es nicht nur den einen Spezialisten, sondern viele junge Mittelständler, die über eine entsprechende Produktpalette verfügen. Man redet nicht mehr nur über das Automobil an sich, sondern über die Funktionen innerhalb des Fahrzeugs.

Eindrücke von der CES 2019 in Las Vegas: Besucher erleben das Interieur der Fahrzeuge von morgen.

Silvio Schindler: Die Autos der Zukunft sind komplett andere, wie wir sie heute haben. Besonders in Erinnerung geblieben, ist mir ein Fahrzeug, dessen Innenraum quasi ein Fitnessstudio ist. Das ist sicherlich ein extremes Beispiel, aber es zeigt, wohin die Reise gehen kann.

Für die Entwicklung der Fahrzeuge der Zukunft sind neue Fähigkeiten notwendig. Welche Zukunftskompetenzen hat PSW mittlerweile aufgebaut?


Silvio Schindler: Gestützt auf unsere bisherigen Stärken, haben wir uns in den vergangenen drei Jahren massiv weiterentwickelt. Wir sind in das Thema Elektrik/Elektronik eingestiegen, haben Kompetenzen in der Aeroakustik und der Brennstoffzelle aufgebaut und haben Spezialisten in der Aerodynamik und Fahrzeugsicherheit. Zudem arbeiten wir gemeinsam mit Audi an einem urbanen Mobilitätskonzept mit revolutionären Ideen. Aber dazu kann ich im Moment noch nicht mehr verraten. Das Ergebnis eines Audits des TÜV Süd hat uns darin bestärkt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Er hat uns bestätigt, dass wir für den Geltungsbereich ‚Generalentwickler für gesamtheitliche Modul- und Derivateentwicklung im Automobilbereich‘ ein effizientes Qualitätsmanagementsystem eingeführt haben. Insbesondere die Bereiche Strategie, Innovation und Projektmanagement wurden positiv hervorgehoben.

Aeroakustik
Aerodynamik
Brennstoffzelle

Die ASTech feiert dieses Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum. Rückblickend: Wie hat sie sich seit den Gründungsjahren verändert und welche Kompetenzen bringt das Unternehmen als Antwort auf die Herausforderungen der Zukunft mit?

Claus Blattner: Wer die Fahrzeug- und Personensicherheit beherrscht, hat schon einen großen Schritt in Richtung autonomes Fahren gemacht. Das war der ursprüngliche Gründungsauftrag der ASTech im Jahr 2009. Darauf aufbauend haben wir uns stetig weiterentwickelt und besitzen heute eine umfassende Kompetenz in der Integralen Sicherheit. Wir simulieren zum Beispiel Crashsituationen mit künstlicher Intelligenz und virtuellen Methoden. In den letzten drei Jahren haben wir zudem die Softwareentwicklung und Codegenerierung gestärkt, um das Thema Integrale Sicherheit weiter voranzutreiben.

Vorausschauende Fahrzeugsicherheit

Die ASTech und PSW sind beide Teil des Beteiligungsnetzwerks der AUDI AG. Was zeichnet sie aus und was für Vorteile ergeben sich daraus für den Kunden?

Silvio Schindler: Wie schon erwähnt, nimmt die Technologievielfalt stetig zu. In diesem Umfeld können Partner wie die ASTech und PSW wichtige Technologiespitzen bilden, um OEMs zu unterstützen. Die Zusammenarbeit zwischen der ASTech und PSW bei der vorausschauenden Fahrzeugsicherheit ist ein gutes Beispiel dafür. Unsere Kompetenzen ergänzen sich perfekt und wir bieten dem OEM ein stimmiges Gesamtprodukt an.

Claus Blattner: Da sind ja nicht nur die ASTech und PSW. Jeder Entwicklungspartner in Ingolstadt und Umgebung spielt eine wichtige Rolle. Es kann nicht jeder jede Nische abdecken, sondern es braucht mehrere Spezialisten die sich zusammenschließen, um gemeinsam die besten Lösungen und Ideen zu entwickeln.

Werfen wir zum Abschluss einen Blick voraus: Was ist die jeweilige Vision des Unternehmens?


Claus Blattner: Große Unternehmen sind meist sehr komplex. In Zukunft wird es aber immer wichtiger werden, Themen schnell abarbeiten zu können. Daher ist es für uns essenziell, klein zu bleiben. Kurze Wege, Mitbestimmung und wenig Hierarchie: So stellen wir unsere Agilität und Effizienz sicher. Mit diesen Eigenschaften im Rücken und unseren technologische Kompetenzen, werden wir unseren Beitrag leisten, das autonome Fahren möglich zu machen.

Und wohin blickt PSW?

Silvio Schindler: Unsere Vision ist klar: Wir wollen führender Entwicklungspartner für die Mobilität der Zukunft sein. Die Betonung liegt auf Zukunft und danach richten wir uns konsequent aus. So wie sich die Fahrzeuge technologisch entwickeln, müssen auch wir uns entwickeln. Der Einsatz der PSWler in den vergangenen Monaten war wirklich beeindruckend. Und ich bin mir sicher: Wenn wir gemeinsam und geschlossen für diese Vision arbeiten, dann werden wir das schaffen.

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